Forschungsprojekt eJIT: VW und Porsche setzen elektrische Zugmaschinen ein
VW und Porsche setzen in ihren Werken in Zwickau und Leipzig zwei elektrische Zugmaschinen des Automobilentwicklers IAV aus Sindelfingen ein. Das Forschungsprojekt eJIT ist auf drei Jahre angelegt.
Ein komplett batteriebetriebener und damit vollelektrischer 40-Tonner, ohne einen Verbrennungsmotor als Range Extender oder eine Brennstoffzelle als chemischer Energielieferant – diesem Zukunftskonzept wird bisher nur wenig Beachtung geschenkt. Zu ausgeprägt scheint der Energiehunger einer ausgewachsenen Sattelzugmaschine, zu groß der Platzbedarf und das Gewicht einer entsprechend leistungsstarken Batterie. Eigentlich. Denn die IAV GmbH, Porsche, Volkswagen, Schnellecke Logistics und das Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen stellten im Rahmen ihres auf das Kürzel "eJIT" getauften Forschungsprojekts kürzlich zwei mit einer Straßenzulassung versehene Elektro-40-Tonner vor – und das im Beisein des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), das das Projekt finanziell unterstützt.
Der Automobilentwickler IAV aus Sindelfingen bei Stuttgart baute die vollelektrischen Sattelzugmaschinen auf MAN-Basis auf und stattete sie mit 144-kWh-Batterien aus.
Intelligente Ladetechnik für wirtschaftliche Nutzbarkeit
Die mobilen Stromlieferanten sind am Rahmen zwischen Vorderrad und Hinterachse angebracht, Dieseltanks und Druckluftbehälter mussten weichen. Je Lkw werden zwei E-Motoren mit einer Dauerleistung von je 140 kW und einer bis zu 30 Sekunden abrufbaren Peakleistung von 160 kW eingesetzt, das maximale Drehmoment beziffert IAV auf je 600 Newtonmeter. Insgesamt sind die Trucks damit bis zu 320 kW und 1.200 Newtonmeter stark. Mittels eines Summiergetriebes, das die Kraft beider E-Maschinen auf die Kardanwelle führt, wird die Hinterachse angetrieben. Die Gesamtübersetzung ist dabei unterschiedlich gewählt: Während der in Leipzig eingesetzte E-Lkw bis zu 85 km/h schnell wird, ist der in Zwickau aktive Versuchsträger auf ein höheres Moment an der Achse ausgelegt. Die Reichweite der im Vergleich zu herkömmlichen Diesel-Lkw um etwa 400 Kilogramm schwereren Zugmaschinen geben die Projektpartner mit 70 Kilometern an.
Damit die Elektro-Trucks trotz dieses knappen Aktionsradius ebenso wirtschaftlich wie sinnvoll eingesetzt werden können, sind die Automobilwerke mit einer intelligenten Ladetechnik versehen. In Zwickau wird die Sattelzugmaschine mittels 150 kW starker DC-Schnellladung während des zehnminütigen Stopps an der Verladerampe mit elektrischer Energie versorgt, in Leipzig arbeitet der Lkw dank regelmäßiger Ladevorgänge während planmäßiger, circa 45 Minuten langer Wartezeiten gar im Dreischichtsystem. Eine zweite Ausbaustufe der E-Trucks ist bereits in Vorbereitung: 2018 soll der Sattelzug im Porsche-Werk Leipzig hochautomatisiert fahren. Der E-Lkw in Zwickau wird mit einem automatisierten Rangiersystem für das Andocken an den Verladerampen ausgestattet. Seit Anfang 2016 arbeiten die Projektpartner nach eigenen Angaben bereits an der Elektrifizierung von Lkw. Ziel ist es, Lärm und Emissionen an Automobilstandorten zu reduzieren. Das Projekt eJIT ist Teil des Technologieprogramms "Informations- und Kommunikationstechnik für Elektromobilität III: Einbindung von gewerblichen Elektrofahrzeugen in Logistik-, Energie- und Mobilitätsinfrastrukturen" des BMWi.
Dieser Artikel stammt aus Heft lastauto omnibus 09/2017.
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